Niederlände: Maffia in der häuslichen Krankenpflege 11.2.07 [DE]
Unsere Co-Bloggerin aus Deutschland, Bigberta, die auch niederländisch liest, hat sich empört über die Zuständen die heutzutage herrschen im Bereich der häuslichen Krankenpflege in den Niederlanden, wie sie sich entwickeln in diesem privatisierten Sektor der Pflege. Die Opfer dieser Entwicklung sind -natürlich- die sozial schwächsten Einwohner der städtischen Problemvierteln. Eine eventuelle europäische Initiative zur globalen Privatisierung der häuslichen Krankenpflege, wäre am energischten zu bestreiten. Die holländische Praxis wird dazu Material geben (Bigberta:)
Der Bereich der häuslichen Krankenpflege scheint für viele so etwas wie die Erlaubnis zum Gelddrucken zu sein. Mich hat es nicht wirklich gewundert, als ich irgendwo gelesen habe, daß einige israelisch-russische Mafiosi ihr Geld in einem solchen Dienst gewaschen haben. Mal sehen, ob ich diesen Artikel noch finde. Das, was der folgende Artikel über Ereignisse in den Niederlanden schreibt, könnte ebenso gut in Deutschland passieren, oder umgekehrt (für die Deutschland-Niedermacher, was in Deutschland passiert, passiert andernorts in Europa auch):
In der Häuslichen Krankenpflege sind 6,5 Millionen duch Bankrott verschwunden.
In den vergangenen Jahren sind durch Bankrott in der Häuslichen Krankenpflege ungefähr 6,5 Millionen Euro verschwunden. Bankrott gegangene Einrichtungen haben durch die AWBZ-Versicherung (niederländische Pflegeversicherung) große Vorschüsse bekommen, ihren Bankrott abzuwenden, haben dieses Geld jedoch anderweitig verspielt. Die Krankenkassen - die die häusliche Krankenpflege finanzieren - kamen durch unzureichende Einsicht oft zu spät dahinter.
Das geht aus einer Untersuchung hervor, die die Volkskrant über Einrichtungen für häusliche Krankenpflege gemacht hat. Seit 2000 sind 21 Krankenpflegedienste pleite gegangen. Sehr oft waren das dann durch die Regierung anerkannte Dienste, die mit den Krankenkassen Verträge hatten, die eine bestimmte Stundenzahl Pflege festgelegt hatten.
Der durch die Pflegekassen bezahlte Vorschuss wurde oft für Autos, teure Interims-Manager oder hohe Direktorengehälter ausgegeben. Für drei Direktoren steht schon fest, daß sie gegen möglicherweise böswillige Leiter Anzeige erstatten.
Plegebedürftige Senioren - die Kunden - sind durch die Bankrotte nicht betroffen, da diese Einrichtungen viel weniger Kunden angenommen haben, als mit den Krankenkassen abgesprochen, was allerdings unzureichend überprüft wurden. Als sie dann, manchmal erst ein Jahr später, die Vorschüsse zurückforderten, war das Geld verschwunden.
Vor einigen jahren waren die Anforderungen an ambulante Krankenpflegedienste heruntergesetzt worden, was zu einer Hausse an neuen Firmen geführt hatte. Zwischen 2003 und 2006 vervierfachte sich die Zahl der diesbezüglichen Neueinträge ins Handelsregister von fünfzig bis auf 200 im vergangenen Jahr. Die Krankenkassen sagen dazu, daß die erniedrigten Anforderungen "Cowboys" auf den Markt locken, die den Bereich der ambulanten, häusliche Krankenpflege, in dem Milliarden bewegt werden, als einen Markt ansehen, in dem schnelles Geld verdient werden kann. So ergaben Berichte und Gespräche mit Konkursverwaltern, daß in 9 dieser 21 Fälle Betrug im Spiel war. Dabei verschwanden dann Millionen.bigberta - 11. Feb, 12:19
- Häusliche Krankenpflege soll eine der Ausnahmen darstellen in der europäischen Dienstenrichtlinie: Sie soll von nicht-profitgerichteten, professionell begutachteten, Organisationen verübt worden.
- Im Quartier, kann man kooperative, wechselseitige, Organisationen zustandebringen, die, von der Bevölkerung kontrolliert, diese Aufgaben erfüllen mit lokalen MitarbeiterInnen. Die -im Moment noch theoretische- "Wahlfreiheit" der Pflege-Konsümenten könnte dazu eingesetzt werden.